Bei der momentanen Überflutung des Marktes mit “digitalen Infoprodukten”, ein Launch jagt den Nächsten, habe ich mir mal ein paar Gedanken darüber gemacht, wie man bereits im Vorfeld die Güte eines Angebotes einigermaßen zuverlässig bewerten könnte.
1. Woran erkenne ich ein gutes Infoprodukt und wie kann ich es bereits im Vorfeld als Digitalschrott erkennen?
Folgende Punkte, sind mir eingefallen, die man überprüfen könnte und auch sollte:
- Zeitliche Verfügbarkeit
- Firmenadresse/Gesellschaftsform des Anbieters
- Reputation des Verfassers/Anbieters
- Seriösität/Aufmachung
- Kaufpreis im Verhältnis zu vergleichbaren Konkurrenzprodukten
- Nützlichkeit (Brauche ich das Produkt überhaupt?)
- Testimonials, Betatester etc
- Verdienstversprechungen
- Werden Hard Facts zum Produkt geliefert oder wird eine Illusion verkauft
- Support etc (lassen sich die Anbieter erreichen? Werden Fragen beantwortet und wenn ja, wie schnell und gut?)
- Rückgaberecht/Garantie etc
2. Zeitliche Verfügbarkeit
Ein für mich wichtiger Punkt um die Seriosität eines Angebots zu bewerten ist die (unbegrenzte) zeitliche Verfügbarkeit. Einmal produziert lassen sich digitale Produkte unbegrenzt und ohne Kosten beliebig häufig vervielfältigen. Um ein solches Produkt künstlich zu verknappen bzw. den Verkaufszeitraum zu begrenzen, sollte ein nachvollziehbarer Grund benannt sein.
Anbieter A bringt z.B. eine “7 Tage VIP Elite Anleitung zum erfolgreichen Verfassen eines Ebooks, welches sich verkaufen wird wie warme Semmeln” auf den Markt. Der Kaufpreis zum Schnäppchenpreis von sagen wir mal 597 Euro gilt 7 Tage und die Abgabemenge wird auf 300 Stück begrenzt. Als Grund für die Verknappung wird jetzt z.B. angegeben, den Käufer vor zuviel Konkurrenz auf dem Markt schützen zu wollen. Man ist ja schließlich kein Unmensch, welcher nur an seinen eigenen Profit denkt.
In diesem fiktiven Beispiel, wäre für mich der Grund der Verknappung nicht nachvollziehbar und die Alarmglocken würden gewaltig anfangen zu schrillen. Warum verknappt man irgend etwas, wenn kein sachlicher Grund dafür vorhanden ist? Eigentlich schon fast ein Grund für sich alleine genommen, um von einem Kauf definitiv abzuraten.
Anders sieht es bei Anbieter B aus. Dieser verkauft ein persönliches Coaching zum Thema “Suchmaschinenoptimierung”, von mir aus für den selben Preis. Dieser sagt, er verkauft höchstens 50 Plätze, da mehr seine Kapazitäten übersteigen würden, um noch einen sinnvollen Kurs zu gewährleisten. Hier würde ich mal sagen. Okay, kann man akzeptieren als Grund.
Dennoch müssen auch hier jetzt noch die weiteren Punkte überprüft werden.
3. Firmenadresse und Gesellschaftsform des Anbieters
Der erste Blick bei einer jeden Verkaufsseite sollte dem Impressum gelten. Fehlt es komplett, ist es Zeit sofort “arrivederci” zu sagen. Kaufen Sie um Himmels Willen nirgendwo, wenn kein Impressum vorhanden ist. Oder würden Sie einem wildfremden Menschen, einen 500 Euro Schein in die Hand drücken mit der Bitte ihn irgendwo zu wechseln. Ich denke eher nicht. Die Gefahr diesen Menschen später niemals mehr wieder zu sehen, wäre einfach zu groß. Ähnliche Vorsicht sollte auch im Internet angeraten sein.
Ich gehe jetzt aber mal davon aus. Ein Impressum ist vorhanden. Dann sollten Sie bei einem (deutschsprachigen) Infoprodukt idealerweise irgend eine Firma/Einzelperson finden mit kompletter Anschrift inklusive Telefonnummer. Idealerweise befindet sich der Anbieter dann auch in Deutschland/Österreich oder der Schweiz.
Alarmglocken sollten immer läuten, wenn sich im Impressum eine ausländische Gesellschaft mit beschränkter Haftung verbirgt. Besonders berüchtigt sind hierbei englische LTDs und mallorcinische S.L.s. Nicht dass jetzt alle diese Gesellschaften per se unseriös wären, das sind mit Sicherheit nicht alle, sind diese jedoch bei Betrügern äusserst beliebt. Es ist auch äußerst schwierig sich aus Deutschland gegenüber solchen Unternehmen und deren Hintermännern zur Wehr zu setzen. Immer lieber Finger Weg von solchen Firmen. Dies ist meist gesünder.
Eine seriöse Firma, die ihre Hauptgeschäftstätigkeit im deutschsprachigen Raum ausübt, wird ihren Firmensitz in aller Regel auch in einem deutschsprachigen Land haben. Hat sie dies nicht, dann zumeist auch aus “gutem” Grund.
4. Seriösität/Aufmachung der Verkaufsseite
Auch an der Aufmachung einer Verkaufsseite lässt sich m.E. schon einiges erkennen. Ist das ganze zu reißerisch aufgemacht oder wird offenkundig nicht versucht das Produkt in den Vordergrund zu stellen ist schon wieder Vorsicht angebracht.
Natürlich liegt es in der Natur von Werbung, dass auch die “niederen” Instinkte, bei Infoprodukten insbesondere die “Habgier”, des Menschen geweckt werden. Dennoch sollten auch nachvollziehbare Produkteigenschaften benannt sein. Näheres wird noch bei den Hard Facts zu beleuchten sein. Es sollte zumindest der Eindruck entstehen, sich auf einer Seite zu befinden, die nützliche Informationen zum eigentlich vertriebenen Produkt beinhaltet. Wenn man sich mehr auf einer Kaffeefahrt glaubt, braucht man sich dann nicht zu wundern, wenn man evtl minderwertige oder überteuerte Ware einkauft.
5. Kaufpreis im Verhältnis zu frei verfügbaren Konkurrenzprodukten
Diesen Punkt halte ich ebenfalls für enorm wichtig. Angenommen Marketer C verkauft sein Werk “Traffic Geheimnisse” für z.B. 249 Euro, kann man schon mal versucht sein bei Amazon oder im örtlichen Buchhandel nachzuschauen, ob es Konkurrenzprodukte gibt und was diese dann kosten. Mitunter wird man erstaunt sein, dass es sehr gute Produkte bereits gibt, zu einem Bruchteil des Preises, welches Marketer C verlangt. Hier sollte man dann auf jeden Fall darauf drängen zu erfahren, was o.g. Marketer anbietet um den überhöht zu scheinenden Preis zu rechtfertigen.
6. Nützlichkeit – Brauche ich das Produkt überhaupt?
Diese Frage sollte in jedem Fall mit “JA” beantwortet werden können. Oft werden Produkte vertrieben, die man beim besten Willen (noch) nicht braucht. Ein Beispiel hierzu wären zum Beispiel Splittesting Tools. So interessant diese für besucherstarke Webseiten sind, so nutzlos sind diese für jemanden, der seine Besucher noch problemlos per Handschlag begrüßen kann. Wo nichts da ist braucht man auch nichts Split zu testen.
Ein weiteres Beispiel wäre Facebook Marketing, solange man es noch nicht einmal geschafft hat, eine eigene Webseite zu erstellen. Beispiele lassen sich hier genügend anführen. Prinzipiell sollte man sich immer ernsthaft die Frage stellen: Brauche ich das Produkt überhaupt?
7. Testimonial und Betatester
Hier gibt es zwei Grundsätze:
Misstrauen Sie jedem Testimonial welches Sie nicht selbst in Auftrag gegeben haben.
Misstrauen Sie jedem Betatester, der auch gleichzeitig Affiliate zum beworbenen Produkt ist.
Wer kennt sie nicht. Den berühmten Herrn A. aus B. oder die Frau C. aus D., die das Produkt in höchsten Tönen loben. Diese dürften in vielen Fällen sowieso gefälscht sein.
Auch wenn konkrete Namen benannt werden, handelt es sich oft nur um Gefälligkeitsleistungen oder man hilft sich eben in Marketerkreisen untereinander. Mitunter kann man sich Testimonials auch günstig einkaufen. Beim amerikanischen Dienst fiverr.com (ich gebs zu, war da auch schon Kunde), gibts Video Testimonials bereits für 5 US Dollar. Wer will kann sich ja mal folgendes Beispiel anschauen. (achso, ist kein Affiliate Link)
Betatestern, die gleichzeitig Affiliates sind, ist prinzipiell zu misstrauen. Sie kennen zwar das Produkt ganz oder teilweise. Objektivität ist dennoch keine zu erwarten. Es gibt zwar durchaus immer wieder die eine oder andere löbliche Ausnahme, die tatsächlich versucht, die Vor- und Nachteile aufzuarbeiten, letztendlich macht man sich die Mühe aber auch nur deswegen um Affiliate Provisionen einzustreichen. Der eigentliche Sinn eines Betatesters, ein Produkt vor dessen Markteinführung auf Schwachstellen zu testen, wird jedoch grundlegend verfehlt. Für die eigene Kaufentscheidung sollten weder Testimonials noch Berichte von Beta-Affiliates herangezogen werden.
8. Verdienstversprechungen
Besonders unseriös wird es, wenn konkrete Verdienstversprechungen abgegeben werden. Zum Beispiel 2000 Euro in 4 Wochen. Das ist kompletter Nonsense und eigentlich auch schon für sich alleine genommen ein Grund vom Kauf Abstand zu nehmen.
Ähnlich unseriös finde ich z.B. folgenden Text (fiktiv, will da jetzt niemand konkret angreifen): Wie ich mit einer Email 5000 Euro verdient habe und wie Sie das auch können. Was Ihnen der freundliche Internetmarketer NICHT sagt. Er hat eine Emailliste mit 20.000 Abonennten und Sie haben keine. Also werden Sie die 5000 Euro auch NICHT verdienen. So einfach ist manchmal Tennis!
Auch bei so Aussagen wie Geldverdienen im Schlaf oder Geldverdienen auf Knopfdruck wäre ich extremst vorsichtig. Auch und gerade im Internet gibt es nichts geschenkt. Für jeden noch so kleinen Erfolg muß hart gearbeitet werden. Dies wird leider auch oft genug vergessen zu erwähnen.
9. Hard Facts – werden genug Entscheidungsgründe und Fakten geliefert?
Bevor ich ein Produkt kaufe, würde ich mich immer in die Situation eines Einkäufers in einem Unternehmen versetzen, der nicht alleine entscheiden darf, sondern einem Gremium sachlich die Pro und Contras die für den Kauf sprechen, darlegen muss. Dieses Gremium wird keinen Werbemüll hören wollen sondern eine klare Antwort auf die Frage, warum man sich dieses Produkt leisten sollte. Hier sind die Hard Facts gefragt. Was bietet das Produkt. Gibt es hierzu genug überprüfbare Fakten? Gibt es idealerweise gar eine Möglichkeit das Produkt vor Kauf zu testen?
10. Support – Erreichbarkeit des Anbieters
Auf welchem Wege kann ich den Anbieter erreichen. Bekomme ich schnell eine Antwort auf meine Fragen? Wie fundiert und wie freundlich sind die Antworten. Wenn ein Anbieter schon vor dem Verkauf schlecht erreichbar ist, dürfte kaum davon auszugehen sein, dass sich die Situation nach dem Kauf ändert. Insbesondere wenn es um supportintensive Produkte, wie Kurse, Lehrgänge, Coachings geht – definitiv Finger weg, wenn man den Coach nicht erreichen kann und es zeitnah keine fundierte Antworten gibt.
11. Rückgaberecht/Garantie
Sicherlich immer ein Pluspunkt ist eine Geld-zurück-Garantie ohne Wenn und Aber und ohne dass dann lästige Fragen beantwortet werden müssen. Die Katze im Sack sollte man niemals kaufen. Es muß natürlich nur geschaut werden, ob die Garantie auch im Ernstfall etwas wert ist. Hier wären wir dann wieder bei Firmensitz Deutschland bzw englischen Ltds etc.
Wie sehen Sie das? Fallen Ihnen weitere Punkte ein, ein gutes Infoprodukt von digitalem Müll zu unterscheiden? Auf was legen Sie wert, wenn Sie ein digitales Produkt erwerben? Wovon machen Sie Ihre Kaufentscheidung letztendlich abhängig? Oder auch Ihre Entscheidung nicht zu kaufen? Würde mich sehr interessieren Ihre Meinung dazu zu erfahren.